Mähdrescher in Aktion

Agri-Business

Finanzierung von Unternehmen im Agri-Business

Die Finanzierung im Agrargeschäft/Agrarhandel und in agrarnahen Bereichen wie zum Beispiel der Land-/Forsttechnik oder der Ernährungswirtschaft ist in der Regel sehr stark von saisonalen Einflüssen geprägt. Die Probleme liegen darin, dass durch die Finanzierung des notwendigen Lagerbestandes (z. B. Düngervorhaltung für das Frühjahr, Getreideankauf im Spätsommer, Landtechnikmaschinen im Winter/Frühjahr usw.) erhebliche finanzielle Ressourcen bereitgestellt werden müssen, um die notwendige Liquidität – und auch Rentabilität – zu gewährleisten.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Volatilität in den Agrar-Rohstoffmärkten in den letzten Jahren einen zunehmend stärkeren Einfluss auf das Agrargeschäft genommen hat. Das heißt, die Agrarrohstoffmärkte sind durch verschiedene Ursachen wie zum Beispiel politische Einflussfaktoren, Wetter-/Klimaänderungen oder die Nutzung als Bioenergie erheblichen Preisschwankungen unterworfen, die kaum vorhersehbar sind.

Die Herausforderung: schwankender Finanzierungsbedarf

Diese Einflussfaktoren führen in vielen Agri-Betrieben zu einem saisonal schwankenden Finanzierungsbedarf: Zu einem erhöhten Liquiditätsbedarf kommt es vielfach deshalb, weil insbesondere im Agri-Business die Zeitspanne zwischen Mittelverwendung und Mittelrückfluss über Einkünfte verhältnismäßig lang ist.

Als Lösung dieser Liquiditätsproblematik kommen deshalb neben der klassischen Betriebsmittellinie auch andere Finanzierungsinstrumente in Betracht.

Klassische Finanzierungselemente:

  • Klassische Betriebsmittellinien
    Die notwendigen finanziellen Mittel werden durch eine Betriebsmittelfinanzierung bereitgestellt, die sämtliche Finanzierungsspitzen jederzeit und ganzjährig abdeckt. Nachteilig ist hierbei, dass unter Umständen in Zeiten, in denen die Linie nicht vollständig beansprucht wird, Bereitstellungsprovisionen auf den nicht in Anspruch genommenen Teil der Betriebsmittellinie anfallen können.
  • Saisonale Kreditlinie
    Sofern die Zahlung einer Bereitstellungsprovision für den gesamten Zeitraum des Jahres wirtschaftlich nicht sinnvoll ist oder die finanzierende Hausbank nicht bereit ist, eine entsprechend hohe Betriebsmittellinie zur Verfügung zu stellen, kann die Nutzung einer saisonalen Kreditlinie eine Lösung sein. Das Hauptmerkmal einer solchen saisonalen Kreditlinie ist die Erhöhung der Kreditlinie entsprechend des Finanzierungs- bzw. Betriebsmittelbedarfs während eines bestimmten Zeitraumes des Wirtschaftsjahres. Beispielhaft seien hier genannt: der Getreideankauf von Landwirten im Sommer oder die Bevorratung mit Landtechnik-Maschinen für die Frühjahrssaison.

Alternative Finanzierungsinstrumente

  • Borrowing-Base-Finanzierung (Beleihung des Umlaufvermögens)
    Die Borrow-Base-Finanzierung passt sich bis zu einem vorher vereinbarten Höchstbetrag dem notwendigen Betriebsmittelbedarf an. Sie ist daher eine Alternative zur klassischen Betriebsmittelfinanzierung, da sich der zur Verfügung gestellte Kreditrahmen an das zur Sicherheit dienende Umlaufvermögen anpasst. Damit kann sehr flexibel ein höherer Finanzierungsbedarf dargestellt werden.
    Für wen geeignet? Diese Finanzierungsmöglichkeit wäre zum Beispiel geeignet für einen Agrarhändler, Landtechnikhändler oder Verarbeiter von Agrarrohstoffen wie zum Beispiel einer Mühle, da sich der erhöhte saisonale Finanzierungsbedarf am erhöhten Umlaufvermögen als Sicherheit orientiert.
    Die Borrowing-Base-Finanzierung ist dann eine Möglichkeit, wenn der hohe Finanzierungsbedarf zu bestimmten Zeitpunkten nicht ohne Weiteres von der Hausbank im Rahmen des allgemeinen Betriebsmittelkredites oder nicht unbesichert dargestellt werden kann. Unabhängig davon ist es denkbar, durch diese Art von Finanzierung günstigere Finanzierungskonditionen zu realisieren.
  • Forderungsverkauf („Forfaiting“)
    Bei Forderungsverkauf handelt es sich um eine Warenbestandsfinanzierung durch den „vorzeitigen“ Verkauf der Forderungen, die sich aus den später zu erfolgenden Warenabverkäufen ergeben.
    Für wen geeignet? Diese Art der Finanzierung bietet sich unter anderem dann an, wenn Ware wie zum Beispiel das Getreide eines Agrarhändlers oder die teure Maschine im Landtechnikhandel physisch auf Termin verkauft wird und diese Ware für den Zeitraum bis zur Kaufpreiszahlung (vor)finanziert werden muss. Auf derartiges Forfaitig spezialisierte Finanzierungsunternehmen kaufen dann die Forderung des Verkäufers gegenüber dem Käufer der Ware an.

Fazit: Ein genauer Blick auf die Finanzierungsmöglichkeiten lohnt sich!

Bei der Finanzierung von Unternehmen im Agri-Business sind aufgrund der Saisonalität und somit durch einen stark schwankenden Finanzierungsbedarf Besonderheiten zu beachten. Diese Besonderheiten können jedoch durch die Wahl des passenden Finanzierungsinstruments und der Berücksichtigung bestimmter Faktoren im Rahmen der Finanzierung angemessen einbezogen werden. Damit gleichen sich auch eventuelle Nachteile, die sich aus der Finanzierung eines saisonalen Geschäfts (Liquiditätsengpass, Zinsen usw.) ergeben, aus.

Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, lässt sich idealerweise von einem externen Finanzierungsspezialisten und Berater unterstützen – schließlich ist die passgenaue Finanzierung der Agribusiness-Unternehmen ein enormer Erfolgsfaktor.

Bildquelle: beebright / 123RF Standard-Bild

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